Wiederkehrende, heftige Kopfschmerzen, die in der Regel einseitig sowie pulsierend sind und sich bei Aktivität verstärken, sind typische Symptome einer Migräne. Diese primäre Kopfschmerzerkrankung belastet Betroffene im Alltag erheblich. Eine Migräneattacke kann zusätzlich von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit begleitet werden.1

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Die verschiedenen Migräne-Phasen

Häufig wissen Menschen mit Migräne sofort, dass etwas nicht stimmt. Verschiedene Vorboten – sogenannte Prodromi – signalisieren bei vielen die nahende Attacke. Danach folgt die Kopfschmerzphase, die zwischen 4 und 72 Stunden andauert (unbehandelt). Manche Patienten und Patientinnen erleben ihre Migräne zudem mit einer Aura, die der eigentlichen Schmerzphase vorausgeht. In der abschliessenden Rückbildungsphase klingen die Beschwerden allmählich ab.

Die Migränesymptome können sich in jeder Phase individuell unterschiedlich stark äussern. Ausserdem muss nicht jeder Betroffene zwingend alle Phasen durchlaufen. In einigen Fällen kann bei einer Migräne mit Aura auch die Kopfschmerzphase entfallen. Der stadienhafte Verlauf einer Migräneattacke wird also nicht immer in dieser scharf abgegrenzten Form beobachtet. Die typischen Migränesymptome lassen sich anhand der vier Phasen aber gut veranschaulichen.

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Vorbotenphase (Prodromalphase)

Viele der Migränepatienten spüren die Migräne kommen. Stunden bis Tage vor dem eigentlichen Anfall empfinden sie erhöhte Reizbarkeit, Euphorie oder starke Stimmungsschwankungen. Ausserdem können Verdauungsprobleme, Heisshungerattacken oder Appetitlosigkeit auftreten. Weitere mögliche Migränevorboten sind Magen-Darm-Beschwerden, Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben sowie auffallend häufiges Gähnen und ungewöhnlicher Durst. Lange Zeit galten übrigens die bei Heisshungerattacken in grösserer Menge zu sich genommenen zucker- oder salzhaltigen Nahrungsmittel als ein Auslöser für die späteren Migränekopfschmerzen. Die Forschung hat jedoch keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen den verzehrten Lebensmitteln und der Migräne festgestellt. Zudem zeigen die Phasen, dass mit den Prodromi der Migräneanfall bereits begonnen hat.

Auraphase

Experten unterscheiden vor allem zwischen der Migräne ohne Aura und der Migräne mit Aura. Aurasymptome zeichnen sich in erster Linie durch neurologische Störungen aus, die sich bereits vor den Migränekopfschmerzen zeigen. Dazu zählen: Missempfindungen, Lähmungen, Sprachstörungen und vor allem optische Phänomene wie Lichtblitze, eine veränderte Farbwahrnehmung oder flimmernde Zickzacklinien und Kreise. Die visuelle Aura ist der häufigste Auratyp, der bei mehr als 90% der Patienten mit Aura zumindest bei einigen Attacken auftritt. Die Symptome entwickeln sich allmählich über 5 bis 20 Minuten hinweg, verändern sich meist über die Zeit und halten in der Regel weniger als 60 Minuten an.

Kopfschmerzphase

Die meist starken bis sehr starken, häufig langsam über Stunden zunehmenden Kopfschmerzen kennzeichnen die Hauptphase der Migräne. Die Betroffenen erleben den Schmerz meistens nur auf einer Kopfseite, wobei der Schmerz individuell in verschiedenen Kopfregionen auftreten kann. Meist breitet er sich auf der Stirn, an den Schläfen oder hinter den Augen aus. Typische Begleitsymptome in dieser Phase der Migräne sind ausserdem Erbrechen, Übelkeit und Schwindel sowie eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Licht und Gerüchen.

Rückbildungsphase (Postdrom)

In dieser Phase gehen die Symptome und Beschwerden langsam zurück. Die Betroffenen sind abgespannt, müde und erschöpft. Bis zur vollständigen Erholung können bis zu 48 Stunden vergehen. Eine genaue Kenntnis der Vorboten ist wichtig, damit Betroffene einen bevorstehenden Migräneanfall rechtzeitig erkennen. Die Symptome können sich zwar in jeder dieser Phasen individuell unterschiedlich stark äussern, das Wissen darüber hilft dennoch bei der Diagnose und Therapie. Wer unsicher ist, ob er unter Migräne leidet, kann hier einen Selbsttest in Form eines Fragebogens beantworten. Treten die Migränesymptome häufig auf, sollte eine neurologische Untersuchung bei einer Fachärztin oder einem Facharzt erfolgen, um andere Erkrankungen auszuschliessen.

Quellen

  1. The International Classification of Headache Disorders 3rd edition: www.ichd-3.org, letzter Zugriff am 07.09.2021
  2. Adaptiert nach Blau JN. Migraine: theories of pathogenesis. Lancet 1992; 339: 1202-1207

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